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 „Wilderness ist ein schönes Pflaster“

VON PIA MIX

Haag/Steinhöring – „Die Leute in Südafrika kommen mit so wenig aus, aber geben von dem bisschen, das sie haben, noch was ab und sind enorm hilfsbereit“, lautet das Fazit beiden Brüder Thomas Gries aus Steinhöring und Jürgen Mittermaier aus Haag. Vier Wochen waren sie ehrenamtlich in Südafrika im Einsatz, wo sie in Wilderness an der Gartenroute an einer Schule Pflaster verlegt haben. „Wilderness ist ein schönes Pflaster“, resümiert der Haager Mittermaier.

Die beiden konnten dabei ganz neue Erfahrungen machen, was die Art der Arbeit anbelangt. Sie erlebten beeindruckende Natur und das Zusammensein mit den Einheimischen. Die Zeit in Südafrika war für beide „eine Bereicherung für unser ganzes Leben“.

„Wenn man einmal dort war, weiß man wieder zu schätzen, wie gut es uns hier in Bayern geht“, stellt Thomas Gries fest, der im Gegensatz zu seinem Bruder schon Auslandserfahrung hatte.

Zu der Arbeit in Wilderness kamen die Pflasterer durch die Vermittlung von Simone Pieper-Cuber, Unternehmerin aus Obing, die die Brüder bereits vergangenes Jahr für Arbeiten in ihrem Obinger Wohnbauprojekt engagiert hatte.

Nach Regen säufdie Schule im Schlamm ab

Durch sie bekamen die Männer die Möglichkeit, im Rahmen eines Praktikums im Team der Baufirma Swan Construction aus Hoekwill an der Baustelle in Südafrika mitzuwirken.

Gegen Kost und Logis verlegten die beiden Oberbayern Pflaster und lernten bei der Gelegenheit die Konrektorin der Hoekwill Primary School kennen. Sie erfuhr durch den Lions Club Übersee am Chiemsee bereits mehrfach Unterstützung.

„Ich war gleich begeistert von der Schule und wollte irgendwie helfen“, erzählt Thomas Gries. Geld konnte er nicht hergeben – aber seine Arbeitsleistung anbieten“.

Rund um das Schulhaus, das 160 Kinder besuchen, verwandelte sich die Erde bei Regen regelmäßig in Matsch, durch den die Schüler gehen mussten. Rund 100 Quadratmeter neues Pflaster aus gesponserten Steinen verlegten die beiden Bayern deshalb.

Die Hand-Arbeit war für die Pflasterer, die es gewohnt sind, mit Maschinen und Hilfsmitteln zu arbeiten, eine Herausforderung.

In Südafrika musste der Beton auf einer Holzplatte gemischt werden. Anstatt Schaufeln standen nur Spaten zur Verfügung. „Man lernt schnell, mit weniger auszukommen“, stellten die Brüder fest.

Eine große Hilfe war Damion Swanborough mit seiner Baufirma Swan Construction. Er kümmerte sich um die Koordination der Vorarbeiten und die Materialbestellungen sowie die Einteilung der Hilfskräfte.

Beeindruckt waren die beiden Brüder von ihren Helfern, Tagelöhnern aus Malawi, die ihnen zur Hand gingen, obwohl sie von der Materie nicht viel Ahnung hatten. „Die waren super nett und sehr lernfähig, wir haben gut zusammengearbeitet“, erzählt Jürgen Mittermaier. Er konnte im Gegensatz zu seinem Bruder davor kein Englisch, außer „ja“ und „nein“ und „bitte“ und „danke“. Mit Händen und Füßen und nicht zuletzt einer Übersetzungs-App auf dem Handy verständigte er sich aber schon bald recht gut.

Die Malawis leben in einfachen Blechhütten auf engstem Raum und sind darauf angewiesen, immer wieder tageweise Arbeit zu finden. Ein soziales Netz, das sie auffangen könnte, gibt es nicht.

Interessant war für die Brüder aus Haag und Steinhöring auch die Reaktion der Helfer, als sie diese ganz selbstverständlich einluden, gemeinsam in der Pause zu essen. „Das war absolutes Neuland für sie, dass wir Weißen mit ihnen zusammen essen wollen.“

Apartheid ist noch in den Köpfen der Leute verankert

Der Hintergrund: Die Apartheid, die Ära der Rassentrennung, die 1994 endete, sei noch immer in manchen Köpfen stark verankert. Auch heute ist es in Südafrika noch so, dass Weiße das Sagen haben bei solchen Projekten, aber nicht selbst mit anpacken, wie es die Bayern aber getan haben. Neben der Arbeit faszinierte die jungen Männer die herrliche Landschaft in Südafrika, von der sie auf einigen wenigen Ausflügen etwas sehen konnten. Meer und Berge, Wüste und grüne Oasen liegen dort nah beieinander. Die Tatsache, dass man die Bananen direkt von der Staude pflücken und essen kann, sich eine Schlange langsam über das soeben neu verlegte Pflaster schlängelt oder die Affen um einen herumhüpfen, waren für die Gäste beeindruckende Erfahrungen.

Die Lust nach einer Wiederholung ist da. Da Pflasterleger in Deutschland im Winter nicht viel arbeiten können, möchten Thomas Gries und Jürgen Mittermaier am liebsten nächstes Jahr wieder eine Arbeit irgendwo im Ausland annehmen.

Kann leicht sein, dass es sie dann erneut nach Südafrika zieht, denn an der Schule dort gäbe es noch sehr viel mehr zu tun für sie.

Bei ihrer Abreise ließen die beiden einen Teil ihrer Kleidung dort als Geschenk zurück und kauften den malawischen Arbeitern neue Turnschuhe, die diese sich nie hätten leisten können.
 

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